So schnell konnten wir Claus und seiner Frau helfen!

So schnell konnten wir Claus und seiner Frau helfen!

Ein Montag, wie so viele, ich halbwegs ausgeschlafen und gutgelaunt im Einsatz, zu einer Kundin in Berlin unterwegs. Da erreicht mich im Auto ein dringender Anruf. Die Nummer kam mir bekannt vor. Ich hielt am Straßenrand und rief zurück. Tatsächlich, ein Kunde aus Berlin, Claus, wie ich ihn der Einfachheit halber mal nenne. Sofort erinnerte ich mich. Zweimal hat er unsere Agentur „Pflege aus Leidenschaft“ schon gebucht, damals, als seine Frau zur Kur gefahren ist. Da er Hilfe bei der Körperpflege, beim Zubereiten der Mahlzeiten und beim Einkaufen benötigt, konnte er in dieser Zeit nicht alleine bleiben. Deswegen wendete er sich an uns.

Damals dauerten unsere Einsätze jeweils einen Monat. Das erste Mal war Wanda als Betreuerin bei ihm, das zweite Mal, ein halbes Jahr später, Ela. Da Claus geistigen Austausch schätzt, auch bei einem gemeinsamen Spaziergang oder einem Restaurantbesuch, war es mir damals wichtig, dass beide Betreuerinnen gut Deutsch sprechen, und das ist bei beiden der Fall. Kurzum: Es klappte perfekt und war herzerwärmend. Claus war rund um die Uhr gut betreut, seine Frau konnte beruhigt zur Kur fahren.

Welche Lösung für eine dramatische Situation?

Doch dieses Mal war die Situation um einiges dramatischer. Wir erfuhren, dass Claus häusliche Unterstützung braucht, weil seine Frau an Krebs erkrankt war und dringend ins Krankenhaus musste. Man kann sich gut vorstellen, wie belastend die Situation für das Ehepaar war. Der hochbetagte Claus, der nicht alleine gelassen werden kann, seine schwerkranke Frau, bei der die Ärzte noch nicht wussten, wie es weitergehen würde. Solche Situationen habe ich in meinem Beruf öfter hautnah erlebt, doch bedrücken und schockieren sie mich immer noch jedes Mal.

Sofort schossen mir zwei Fragen durch den Kopf: Wie dringend ist es? Ab wann braucht Claus Hilfe? Und die zweite Frage: Ist vielleicht Wanda oder Ela gerade verfügbar? Das wäre der Idealfall: ein bekanntes Gesicht, eine vertraute Betreuerin, eine Kombination, die besser nicht sein konnte. Das würde die Situation entschärfen und alle entspannen. Schließlich wussten Wanda und Ela schon alles, was sie wissen müssen: Welche Hilfen braucht Thomas genau? Wie ist sein Tagesablauf? Wo kauft er seine Lebensmittel? Tatsächlich kennen die beiden noch seine kleinsten Gewohnheiten, etwa auch die, jeden Tag ein, zwei Stunden in seinem Lieblingssessel Zeitung zu lesen.

Sofort erzählte ich Claus von meiner Idee, seiner früheren Betreuerinnen zu engagieren, auch wenn ich nicht versprechen konnte, dass sie verfügbar waren. Doch ich versicherte ihm, mein Bestes zu geben, genau wie damals, als ich ihm und seine Frau schon einmal helfen konnte.

Sobald ich im Büro war, schrieb ich E-Mails, machte Anrufe. Dann eine niederschmetternde Nachricht: Wanda kann nicht, da sie derzeit bei einer anderen Patientin im Einsatz ist. Der Anruf bei Ela war meine zweite Chance. Ich wartete nicht ohne bange Gefühle, dass sie abhob. Zum Glück war sie erreichbar, zum Glück war sie bereit, Claus zu betreuen. Sie konnte sich noch gut an ihn erinnern, seine Notlage ging ihm nahe wie mir.

Betreuerin gefunden, doch Corona-Test fehlt

Doch da war eine Hürde: Ela wohnt 800 Kilometer von Berlin entfernt in Polen und hatte nicht geplant, in absehbarer Zeit nach Deutschland zu reisen. Schließlich war da noch Corona, allerlei Auflagen und rigide Reiseeinschränkungen. Doch sie wollte dem Ehepaar helfen. Also: Welche Corona-Modalitäten gelten denn gerade, um schnell und sicher nach Berlin zu kommen?

Dazu muss ich sagen: Wir beobachten derzeit täglich die Lage, überlegen sehr sorgfältig, wie unsere Mitarbeiter aus Polen auch weiterhin zu unseren Patienten in Deutschland kommen können. Nun befindet sich Polen schon seit Längerem im harten Lockdown. Bei jeder digitalen Einreiseanmeldung muss ein aktueller negativer Corona-Test vorgelegt werden. Aber auch ich möchte sicher gehen. Deshalb lassen wir seit einem Jahr alle Mitarbeiter in Polen konsequent vor der Reise testen.

Am Mittwoch rief mich Claus an, mit der Nachricht, dass seine Frau bereits in dieser Woche ins Krankenhaus gehen müsse. Wir mussten also aufs Tempo drücken und hatten nochmals Glück. Wir konnten für Ela am Samstag um 9:30 einen Corona-Test organisieren, um 14:00 sollte das Ergebnis da sein, ein Zugticket hatten wir auch schon reserviert, so könnte sie – wenn alles klappt – am Samstag in Berlin sein. Aber was, wenn der Test positiv ausfällt? Wir wagten nicht, daran zu denken und gaben Claus am Freitag einen Zwischenbescheid. Er war beruhigt, wir blieben angespannt.

Happy End nach vier Stunden Warten

Am Samstag haben alle mitgefiebert. Das stundenlange Warten auf das Testergebnis. Im Kopf arbeitete ich schon an einem Plan B, der mich jedoch nicht wirklich zufrieden machte. Dann um 14:00 Uhr die erlösende E-Mail aus dem Labor: Testergebnis negativ! Jedem im Team fiel ein Stein vom Herzen. Sofort meldeten wir Ela online beim Gesundheitsamt an. Um 2 Uhr morgens konnte sie die Grenze zu Deutschland passieren. Am frühen Morgen bekam ich dann den Anruf, dass Ela in Berlin war und gerade mit Claus frühstückte. Ein berührendes Wiedersehen für beide.

Fünf Tage hat es gedauert vom Anruf von Claus bis zum Tag, an dem Ela bei ihm war. Klappt das immer so schnell? Das werden sich jetzt manche wohl fragen. Und ich kann antworten: Ja, meistens schon. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dass die Menschen, die sich an uns wenden, bestmöglich versorgt werden. Und das heißt, wenn es eilig ist, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit rechtzeitig eine gute Betreuung organisiert werden kann. Zugegeben im Fall von Claus gelang uns das Optimum: eine Betreuerin, die er schon kannte.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig die Vorbereitung im Vorfeld ist und welche Schritte es braucht, um eine passende Betreuung zu vermitteln. Wir holen unsere Kunden dort ab, wo sie sich befinden und suchen mit Fingerspitzengefühl und Empathie. Zwei Persönlichkeiten treffen von heute auf morgen aufeinander und leben von nun an unter einem Dach. Es ist nicht einfach und doch möglich. Und manchmal klappt es sogar so gut, dass auch freundschaftliche Beziehungen entstehen, wie im Fall von Thomas und Ela. Das sind Momente, in denen mir mein Beruf am meisten Freude bereitet.